Managementkreis nach Simon

Ziele mit Sinn – Wie Zielsetzung motiviert statt auslaugt

Ziele sind aus der Unternehmenswelt nicht wegzudenken. Sie sind der Ausgangspunkt strategischen Handelns und gelten als zentrales Steuerungsinstrument im Controlling. Gut gesetzte Ziele bündeln Aufmerksamkeit, fokussieren Ressourcen und geben Orientierung. Immer wieder habe ich erlebt, wie Teams durch das gemeinsame Formulieren von Zielen Klarheit und neue Energie gewonnen haben – besonders in konfliktreichen oder unstrukturierten Phasen.

Doch so hilfreich Ziele sein können – sie haben auch Schattenseiten. Gerade in Zeiten hoher Belastung oder bei falscher Anwendung können sie mehr schaden als nutzen.


Wenn Ziele demotivieren – die Kehrseite der Zielorientierung

Ziele können Druck aufbauen. Besonders dann, wenn sie:

  • von außen vorgegeben werden,

  • zu hoch angesetzt sind,

  • oder keine persönliche Bedeutung haben.

Ein Beispiel: Ein Tischler liebt es, Möbel zu bauen. Es ist seine Berufung, seine Kunst. Wird ihm nun von außen das Ziel vorgegeben, in einem bestimmten Zeitraum 40 Tische zu fertigen, verliert die Tätigkeit ihren Zauber. Die Freude am Gestalten weicht dem bloßen Abarbeiten. Der Stolz auf das fertige Produkt verwandelt sich in ein erleichtertes „endlich geschafft“.

Auch ständig steigende Zielvorgaben wirken zermürbend. Kaum ist ein Ziel erreicht, folgt das nächste – höher, schneller, weiter. Für viele Mitarbeitende fühlt sich das an wie ein Dauerlauf ohne Zielgerade. Die Folge: Erschöpfung, innere Kündigung oder Rückzug.


Was moderne Führung daraus lernen kann

Statt Ziele als alleinige Motivationsquelle zu betrachten, empfiehlt es sich, tiefer zu schauen – auf das, was Menschen wirklich antreibt: Sinn, Selbstwirksamkeit und das Erleben von Fortschritt. Genau hier setzen Erkenntnisse der Positiven Psychologie und des Positive Leadership an.


1. Ziele, die Selbstwirksamkeit stärken

Menschen möchten spüren, dass ihr Handeln Wirkung zeigt. Ziele unterstützen dieses Bedürfnis, wenn sie:

  • herausfordernd, aber erreichbar sind,

  • im Dialog formuliert werden,

  • Spielraum für Eigenverantwortung lassen.

Selbstwirksamkeit entsteht nicht durch Kontrolle, sondern durch Zutrauen. Wer Ziele mitgestalten darf, erlebt sich als wirksam – und bleibt engagiert.


2. Positive Leadership: Ziele mit Sinn und Stärken verbinden

Positive Leadership legt den Fokus nicht nur auf das „Was“, sondern auf das „Warum“ und „Wie“. Ziele motivieren besonders dann, wenn sie:

  • an einen tieferen Sinn anknüpfen,

  • auf gemeinsame Werte verweisen,

  • den Einsatz individueller Stärken ermöglichen.

Teams blühen auf, wenn sie das Gefühl haben: „Unsere Arbeit zählt. Wir gestalten etwas, das Bedeutung hat.“


3. Erfolge feiern – nicht vergessen, innezuhalten

In der Praxis wird das Feiern von Erfolgen oft übersehen. Kaum ist ein Ziel erreicht, werden ohne Innezuhalten die nächsten Ziele aufgerufen. So entsteht schnell das Gefühl eines ständiges Dauerlaufs im Hamsterrad, der die Menschen frustriert und auslaugt. Zielermuedung

Hier setzt das Feiern von Erfolgen und das bewusste Zelebrieren der Zielerreichung an. Durch ein bewusstes Innehalten wird das Wahrnehmen von Fortschritten ermöglicht. Das wirkt stark auf Motivation und Zugehörigkeit. Wer erlebt: „Ich habe etwas erreicht – und es wird gesehen“, verankert Leistung positiv und stärkt seine emotionale Bindung an das Team.

Feiern muss nicht pompös sein. Es reichen anerkennende Sätze in einer Teamrunde, ein gemeinsamer Rückblick, ein Geste des „Gut gemacht“ oder ein kleines Ritual des Innehaltens und Feierns nach einer anstrengenden Etappe.


4. Rhythmus statt Dauerlauf: Auch Pausen sind produktiv

Zielarbeit braucht nicht nur Energie, sondern auch Erholung. Es ist sinnvoll, nach intensiven Zielsprints auch bewusst zielfreie Zeiten zuzulassen – zum Durchatmen, Stabilisieren, Reflektieren.

Wie bei einer mehrtägigen Bergwanderung: Niemand würde ohne Pause von Gipfel zu Gipfel hetzen. Der Körper braucht Ruhe – und der Kopf ebenso.

Zielfreie Phasen sind kein Leerlauf, sondern Teil einer gesunden Leistungskultur.


Fazit: Ziele brauchen Sinn, Spielraum und Wertschätzung

Moderne Zielkultur bedeutet mehr als Vorgaben zu machen. Sie heißt:

  • Orientierung geben ohne Enge,

  • Sinn stiften statt Druck aufbauen,

  • Fortschritt sichtbar machen,

  • Stärken fördern und Menschen vertrauen,

  • und Erfolge gemeinsam würdigen.

Wer so mit Zielen arbeitet, schafft eine Kultur der Entwicklung – nicht des Getriebenseins.