Fünf kleine sprachliche Interventionen mit großer Wirkung
Oh je! Kennen Sie das?
Ihr Gesprächspartner …
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… redet sich in einer Endlosschleife von Problemen fest – alles sei schwierig, aussichtslos, nicht zu ändern.
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… erklärt ausführlich, warum bestimmte Instrumente oder Ansätze nicht funktionieren.
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… verweist darauf, dass in seinem Bereich schon immer alles so gelaufen sei – und das auch so bleiben müsse.
In solchen Momenten wünscht man sich einen Zauberstab, um dem Gespräch eine neue Richtung zu geben. Einen, der Hoffnung statt Resignation weckt, der aus einem Nein ein Vielleicht oder sogar ein Ja macht.
Die gute Nachricht:
Solche Zauberstäbe gibt es. Sie heißen Miniinterventionen – kurze, kluge Fragen oder Wendungen, die den Denkraum weiten und eine neue Sichtweise ermöglichen. Hier sind fünf dieser sprachlichen Impulse (inspiriert von M. Prior), die Sie im Gespräch einsetzen können:
1. „In der Vergangenheit …“ – Der Weg aus der Problemhypnose
Wenn jemand sagt:
„Die Kostenstellenberichte werden sowieso von keinem verstanden.“
Dann antworten Sie:
„In der Vergangenheit hat niemand die Berichte verstanden? Was müssten wir denn ändern, damit sie künftig verständlicher werden?“
Diese Formulierung zieht sprachlich eine klare Grenze zwischen dem Bisher und dem Jetzt. Sie eröffnet die Möglichkeit, dass Dinge sich verändern können – und genau das ist oft der erste Schritt zur Lösung.
2. „Sondern?“ – Vom Nein zum Ja
Wenn Ihr Gegenüber sagt:
„Ich kann nicht auf jeden Rücksicht nehmen.“
„Wir wollen nicht jeden Kunden glücklich machen.“
Dann fragen Sie einfach:
„Sondern?“
Diese kleine, unscheinbare Frage wirkt wie ein Hebel. Sie lenkt die Aufmerksamkeit weg vom Nicht-Wollen hin zu dem, was stattdessen gewollt wird. Oft sind es genau diese konkreten, positiven Ziele, die bisher unausgesprochen geblieben sind.
3. „Stattdessen?“ – Der gedankliche Spurwechsel
Wenn jemand ausführlich beschreibt, was nicht funktioniert, was ausgeschlossen ist oder worauf kein Einfluss besteht, können Sie an passender Stelle sagen:
„Stattdessen?“
Diese Intervention lädt dazu ein, aktiv umzuschalten: von Problemfokus auf Handlungsoption. „Stattdessen?“ öffnet den Blick für Alternativen, für kleine Schritte oder für das, was trotz allem möglich ist. Probieren Sie es aus – Sie werden überrascht sein, was dann kommt.
4. „Wirklich immer?“ – Den Tunnel erweitern
Wenn jemand sagt:
„Die Techniker überziehen immer ihr Budget.“
Dann fragen Sie charmant und nicht konfrontativ:
„Wirklich immer?“
Diese kleine Nachfrage hilft, Übertreibungen zu enttarnen – nicht durch Widerspruch, sondern durch sanftes Infragestellen. Meist entstehen dadurch differenziertere Gespräche, in denen Ausnahmen Raum bekommen – und damit auch neue Ideen.
5. „Noch nicht …“ – Hoffnung und Entwicklung ermöglichen
Wenn Ihr Gegenüber meint:
„Diese Vorgehensweise ist nicht umsetzbar.“
Dann sagen Sie verständnisvoll:
„Ich höre: Sie sehen sich noch nicht in der Lage, diese Vorgehensweise umzusetzen. Wollen wir gemeinsam schauen, was wir klären oder verändern müssten, damit es realistisch wird?“
Mit „noch nicht“ schenken Sie Ihrem Gesprächspartner Zeit, Raum und Entwicklungschancen. Es ist ein Türöffner für Zuversicht – und für den nächsten Schritt.
Fazit: Kleine Interventionen, große Wirkung
Diese fünf Miniinterventionen sind keine rhetorischen Tricks, sondern Ausdruck einer wertschätzenden Haltung: Sie nehmen Ihr Gegenüber ernst – und laden trotzdem zum Umdenken ein.
Vielleicht fragen Sie sich nun:
Wo könnte ich diese Sprachzauber demnächst einsetzen?
Ob im Teammeeting, im Coaching, in Konfliktgesprächen oder im Familienalltag – es gibt viele Gelegenheiten, mit wenigen Worten viel zu bewirken.