Controller wünschen sich, dass Kostenverantwortliche sich mit ihren Zahlen intensiv auseinandersetzen und die Verantwortung für diese Zahlen übernehmen.

Die Realität sich jedoch oft anders aus. Vom Controller werden sämtliche Kosteninformationen und Kennzahlen sorgfältig zusammengetragen, mühevoll, zeitaufwändig analysiert und anschließend kommentiert. Der Bereichs- oder Kostenstellenleiter ruft dann nur „Ich werfe mal einen Blick drüber!“ und tut genau dies auch. Mehr als ein „Okay“ ist dann manchmal nicht zu erwarten. So mancher Controller wünscht sich dann, dass Manager die Zahlen (wieder) als IHRE Zahlen begreifen würden.

Nun sind es gerade fertige, vollständige und perfektionierte Berichte und Informationssysteme, welche Manager und Kostenverantwortlich dazu verführen, nur kurz drüber zu schauen und dann wieder zur Tagesordnung überzugehen. Die Kostenverantwortlichen erleben keinen Anreiz, sich mit den Zahlen intensiver auseinander zusetzen.

Um die Verantwortung für die Zahlen annehmen zu können, braucht es Möglichkeiten, diese auch wirklich an-zu-NEHMEN. Manchmal müssen wir etwas GREIFEN, bevor wir es begreifen. Gerade moderne Informationssysteme, bei denen die Zahlen fertig aufbereitet am Bildschirm angezeigt werden und keinerlei Ein-GRIFF mehr notwendig ist, verhindern das Er-GREIFEN der Verantwortung.

Was können Sie im Rahmen von Berichtswesen und Informationssysteme tun, um mit Hilfe psycho-logischer Kniffe das NEHMEN und GREIFEN der Verantwortung stärker zu fördern?

• Bauen Sie in den Prozess der Informationssammlung und –aufbereitung HAND-griffe ein, bei denen Manager und Kostenverantwortliche Zahlen und deren Analysen selbst und aktiv eintragen, bestätigen und somit „greifen“ müssen. Durch die aktive HAND-lung ergreifen sie schreibend auf Papier oder klickend am PC so Verantwortung für die Zahlen mit ihren Händen.

• Übergeben Sie die Informationen unvollständig (beispielsweise ohne Kosteninformationen ohne Leistungskennzahlen oder Daten ohne Analyse) und fordern Sie die Vervollständigung von den Verantwortlichen als Experten ihres Geschäftes ein. Unser Gehirn neigt dazu, unvollständige Informationen zu ergänzen, beispielsweise wenn Sie hier diesen Satz … .
Nutzen Sie dies, in dem Sie Leerfelder in Formularen und Berichten (z.B. mit der Überschrift „ANALYSE“ oder „Anzahl Vorgänge“) anlegen. Verleiten Sie die Berichtsinhaber sich zu fragen, was dort hineingehört.

• Übergeben Sie Informationen in schwerer lesbaren Schriftarten oder – bei handschriftlichen Informationen – etwas unleserlich. Psychologen haben herausgefunden, dass sich Menschen intensiver mit Texten auseinandersetzen und mehr merken, wenn diese schwerer lesbar sind (vgl. Oppenheimer: „Groß, lesbar, langweilig“ in Harvard Business Manager 05/2012, S.16f.). So trifft der Studie zufolge die Schriftart Monotype Corsiva bei den Probanden genau das Optimum zwischen Verlangsamung und Lesbarkeit, im Gegensatz zur gut lesbaren schwarzen Arial-Schrift. Auch kann es Aufmerksamkeit fördern, Informationen mal wieder handschriftlich am Flipchart zu präsentieren.

• Personalisieren Sie die Informationen und Berichte! Geben Sie Berichten den Namen des Verantwortlichen. Bereichsleiter Bär wird sich für den „Kostenbericht Bär“ eher verantwortlich fühlen als für den „Kostenbericht Bereich VY“.

Manchmal sind es kleine Veränderungen, welche eine große Wirkung haben können. Gerade diese kleinen psycho-logischen Kniffe können helfen, die Auseinandersetzung mit Berichtsinformationen zu fördern und die Verantwortung für die Zahlen dorthin zurück zu geben, wo sie hingehört.

Nicht vergessen: Der Nutzen des Berichts liegt nicht im Bericht selbst. Der Nutzen des Berichts liegt im Handeln, welches er auslöst!