Gerade lese ich die Einladung zum 24.Stuttgarter Controller-Forum von Horvath&Partners und stelle mir bei der Prüfung der angeführten Referenten die Frage: wo sind eigentlich hier die Frauen?
Unter 36 Referenten findet sich gerade mal eine einzige Referentin. Entgegen all ihrer Mitreferenten alles Vorstände, Geschäftsführer, CFOs, Directoren oder Head of Irgendwas tritt sie nur als Assistenz der Geschäftsführung Controlling auf. In dieser Zusammensetzung scheint mir persönlich das Forum eine ziemlich triste Männer-Netzwerkrunde, die mich nicht zum Besuch verlockt.
Es bleibt für mich aber die Frage: Wo sind die Frauen im Controlling? Auf Controllerkongressen, in meinen eigenen Controllingseminaren als auch in denen der Kollegen überwiegt der Anteil männlicher Teilnehmer stets drastisch. Marketing, Personalmanagement und Finanzbuchhaltung sind stärker weibliche Domänen (zumindest bis zu einer gewissen Führunsgebene). Aber ins Controlling wagen sich scheinbar nur einige wenige weibliche Exemplare. Woran liegt es, dass die meisten Frauen den Bereich Controlling noch immer zu meiden scheinen? Liegt es an der thematischen Nähe zu Zahlen, zu Prozessen, zu betriebswirtschaftlichen Methoden und zur IT? Liegt es am Bedarf als Controller(in) analytisch und strukturiert zu denken? An der Auseinandersetzung mit dem Management oder am bekanntermaßen stets steigendem Arbeitsaufkommen im Controlling? Dabei scheinen doch gerade die neuen Rollen der Controller als einfühlsame Berater und ausgleichende Moderatoren, welche im Hausbesuch ein offenes Ohr für die Belange des Managers haben und daraus Lösungen entwickeln, ein gutes Betätigungsfeld für Menschen mit (den eher Frauen zugeschriebenen) ausgeprägten Soft-Skills zu sein.
Ist Controlling anders, wenn es Controllerinnen gestalten und pflegen? Wie würde sich Controlling verändern, wenn es mehr Frauen im Feld gäbe? Und was können Männer und Frauen tun, damit sich mehr Frauen in Controllerjobs wagen? Ich jedenfalls freue mich, im Coaching gemischte Controllerteams zu erleben, über Controlling-Tagungen und Kongresse mit mehr als Quoten-Frauen und über mehr und mehr mutmachende Beispiele dafür, dass Controlling auch was für Frauen ist.
Da melde ich mich doch gleich zu Wort, ich bin weiblich und ja ich habe mich in die männliche Domäne Controlling vorgewagt.
Leider haben Sie recht, weibliche Controller haben es oftmals schwer sich gegen ihre meist männlichen Vorgesetzten durchzusetzen, auch wenn ihre fachliche Kompetenz weit über dem der Vorgesetzten liegen (das soll keine Pauschalisierung sein). Das habe ich jedenfalls bei meiner Kollegin (ebenfalls Controller) feststellen können. Sie hat ein unheimliches Fachwissen aber leider nicht den Hauch von Durchsetzungskraft.
Da ich nach meiner Kollegin in die Firma gekommen bin, wurde auch mir dieser Stempel aufgedrückt. Zum Leidwesen meiner Vorgesetzten bin ich aber komplett anders. Wenn man mich nicht zum Zug kommen lässt, sehe ich mich nach Alternativen um. So ist es dann auch gekommen ich kann und will unter so einer Führung nicht arbeiten. Daher habe ich für mich die Konsequenz gezogen zu kündigen und bei einem anderen Unternehmen anzufangen. Dort bin ich mein eigener Herr und darf mich im Aufbau eines kompletten Controllings versuchen. Mal sehen was dort auf mich zukommt aber ich freue mich auf die neuen Herausforderungen.
Herzlich ein weiblicher Controller
Hallo Inka,
ja, leider ist dies oftmals die Erfahrung, die die Controllerinnen machen. Auch wenn es den männlichen Einsteigern im Controlling nicht weniger schwer fällt, sich ein entsprechendes Ständing im Controlling zu erarbeiten.
In den Anfangszeiten meiner Controlling-Karriere gab es für mich klare Verhaltensregeln: keine Röcke und Kleider im Job, Haare niemals offen, Stimmlage tiefer legen, hohe Schuhe mit festen Sohlen, um auf Augenhöhe zu sein. Mit teilweise charmant-frechen bis konfrontativen Verhaltensweisen habe ich meinen ersten Chef, dem der Ruf vorauseilte, nur kuschende Mitarbeiter zu mögen, manchmal ziemlich aufgeschreckt. Letztlich hat die Mischung aus Sachlichkeit, offener Direktheit und Hartnäckigkeit aber für viel Respekt für meine Position und Person gesorgt.
Heute erlaube ich mir zum Glück wieder mehr Weiblichkeit (geht als Controlling-COACH auch besser). Und ich plädiere für mehr Frauen im Controlling. Oftmals bringen gerade Frauen mehr von den verstehenden, fragenden Fähigkeiten mit, welche die kommunikative Aufgabe im Controlling jenseits der reinen Datenaufbereitung benötigt.
Ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie in dem neuen Job und vor allem mit der wunderbaren Aufgabe, ein Controlling komplett neu aufzubauen, viel Erfolg, Anerkennung und Zufriedenheit finden!